Nachdem mein Sandplatz 10 Jahre alt war, hatte die alte Tretschicht ausgedient und es war klar, es muss etwas Neues her.
Der zweischichtige Unterboden war in allerbester Verfassung. Ein leichtes Gefälle und eine großartige Wasserdurchlässigkeit ließen zu keinem Zeitpunkt Wasserpfützen entstehen.
Schon lange war ich von Quarzsandböden begeistert. Textile Zusatzstoffe wie Vlieshäcksel kamen für mich allerdings nie in Frage. Ein weiterer Punkt, den ich gerne ansprechen möchte, ist der enorme Entsorgungsaufwand. Zum anderen habe ich von mehreren Seiten gehört, dass die synthetischen Fasern nicht gerade gesundheitsfördernd sind, was mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Da eines meiner Pferde leider mit Allergien zu kämpfen hat, wollte ich dieses Risiko lieber nicht eingehen. Allerdings wird der Boden ohne Zusätze schnell zu tief und "rutschig".
So machte ich mich also auf die Suche nach alternativen Möglichkeiten, was sich so in den Sand mischen lässt. Am naheliegendsten wären natürlich Hackschnitzel oder die etwas feineren Frässpäne gewesen, was ja auch eine sehr gängige Möglichkeit ist. Allerdings stellte ich dabei fest, dass die Zersetzungsdauer doch recht rasch erfolgte, was mich nicht ganz zufrieden stellte. So habe ich über viele Monate hinweg mit noch mehr Menschen gesprochen, um mich mit ihnen über ihre Erfahrungen auszutauschen und mehr über die verschiedenen Möglichkeiten zu lernen. Doch leider schien es, als gäbe es für mein Problem keine Lösung.
Bis ich durch einen glücklichen Zufall mit meiner lieben Reitlehrerin Johanna Mairinger-Harslem über mein Problem sprechen konnte.
Diese berichtete mir voller Begeisterung, dass es im Norden durchaus üblich war, Schafwolle unter den Reitplatzsand zu mischen. Zunächst war ich noch ein wenig skeptisch, aber je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Idee. So nahm ich Kontakt mit Quirin Fröwis auf, dem Schäfer, der seine Schafe in der Nähe weiden lässt und den ich von früher kannte. Im Gespräch stellte sich heraus, dass Schafwolle deutlich langlebiger ist als Hackschnitzel. Außerdem hat sie die wunderbare Eigenschaft, Feuchtigkeit hervorragend aufzunehmen und bei zunehmender Trockenheit ganz langsam wieder abzugeben.
Zusätzlich hat der Boden noch einen weiteren Vorteil: Er wird durch die Schafwolle gewärmt, was dazu führt, dass die Tage, an denen das Reiten nicht möglich ist, deutlich weniger werden. Denn der Boden gefriert nicht so schnell. Von diesem Zeitpunkt an war ich restlos überzeugt. Nun konnte es endlich losgehen mit den lang ersehnten Renovierungsarbeiten.
Nachdem die Tretschicht getauscht war, stellte sich die Frage, wie die Wolle am besten eingearbeitet werden könnte. Auch hier gab es wieder eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die zwar alle nicht ganz günstig, aber dafür auch sehr aufwändig waren. Am einfachsten war allerdings die Lösung, die wir schließlich gewählt haben. Mit viel Liebe und Hingabe verteilten wir die Schafwolle mit der Hand (zu zweit haben wir dafür etwa zwei Stunden gebraucht). Anschließend haben wir die Wolle behutsam mit einem Wasserschlauch befeuchtet, damit sie nicht davonfliegen kann. Und zum guten Schluss sind wir einfach geritten. Ich muss gestehen, dass ich anfangs etwas skeptisch war, ob das funktionieren würde. Es war wirklich eine Freude zu sehen, wie die Arbeit nach zwei Wochen abgeschlossen war und die Wolle so wunderbar gleichmäßig im Sand "eingeritten" war.
Ich möchte gerne meine bisherigen Erfahrungen mit dem Platz teilen.
Ich bin ganz begeistert, wie schnell der Reitplatz durch die Wolle trocknet. Selbst nach starken Regenfällen ist nach spätestens einer Stunde kein Wasser mehr zu sehen, was wirklich praktisch ist. Außerdem ist er sehr pflegeleicht, was ich persönlich sehr schätze. Je nachdem, wie oft ich den Reitplatz benutze, ziehe ich ihn ein- bis zweimal pro Woche ab. Außerdem hält er längeren Trockenfasen besser stand, da die Wolle in diesem Fall die Feuchtigkeit nur langsam abgibt.
FAZIT: Schafwolle ist ein wunderbares, natürliches Allheilmittel gegen tiefe Sandböden.